Feminismus und Trans-Frauen bei den Störenfridas

Geschlecht ist nach der Generlehre ja nur ein „Konstrukt“ und biologische Gegebenheiten spielen keine Rolle. Nach einem Artikel der vor kurzem auf dem feministischen Blog Störenfridas erschienen ist, soll das aber nicht (mehr) gelten, wenn es um Frauentoiletten geht. An diesem Ort fühlt sich die Autorin Annelie Borchert nämlich durch „Schwänze“ jeglicher Art – insbesondere hier im Fall von Transfrauen – bedroht:

„Kurz voranschicken möchte ich: ich habe mit umoperierten Transfrauen auf dem Klo überhaupt kein Problem. Ja, diese haben trotzdem eine männliche Sozialisation usw., aber darum geht es jetzt nicht. Womit ich ein Problem habe, sind Menschen mit Schwanz auf dem Frauenklo. Ist mir egal, unter welchen Frauenklamotten dieser Schwanz vor sich hergetragen wird und wieviel Schminke die Person, die ihn trägt, im Gesicht hat.“

Eine solche Argumentation widerspricht eigentlich allen Prinzipien, die bisher von den Vertretern des Netzfeminismus so deklariert wurden. Die Autorin versteht Transfrauen, die sich noch nicht haben umoperieren lassen offenbar als verkleidete Männer, aber nicht als echte Frauen:

„Wir haben uns darauf geeinigt, dass gender eine Konstruktion ist. Ich verstehe jeden Menschen, der sich mit seiner zugeschriebenen Genderrolle nicht identifizieren kann. Aber dieser Mann in Frauenkleidern ist keine Frau, sondern ein Mann, der sich wie eine Frau FÜHLT. Ich akzeptiere das, aber das macht ihn nicht zur Frau. Sorry, aber es gibt sowas wie Biologie, und das sind FAKTEN, die wir nicht einfach wegwischen können.“

Plötzlich ist also doch wieder die BIOLOGIE das entscheidende Maß der Dinge für die geschlechtliche Einordnung – zumindest für die Autorin.

Das Transfrauen, denen die Autorin den Zugang zur Frauentoilette verweigern will auf dem Männerklo auch nicht sonderlich willkommen sein dürften, ist für die Autorin auch kein Problem:

„Dass es Menschen gibt, die sich auf dem Männerklo unwohl fühlen kann ich sehr gut nachvollziehen. ABER. Sich dort unwohl zu fühlen kann nicht die Eintrittskarte fürs Frauenklo sein. Sorry, aber auch andere Männer, die nicht dem gängigen Männlichkeitsbild entsprechen (zu klein, zu schmächtig, Penis entspricht nicht den pornographisierten Vorgaben) fühlen sich dort unwohl. Dürfen die jetzt auch alle aufs Frauenklo? Sorry, guys, but that´s patriarchy, you stupid.“

Ist halt persönliches Pech. Und wer was anders denkt, der ist halt dem Patriarchat auf den Leim gegangen. Annelie Borchert sieht Transfrauen offenbar als eine Art verkleidete Agenten des Patriarchats an. Männer die sich in Frauenkleider zwängen, um den ECHTEN Frauen (Biologie !11!!) auch noch den letzten safe spache wegzunehmen.

 

Ich bin gespannt, wie der restliche Netzfeminismus mit dieser Position umgeht. Ob es Gegenreaktionen gibt (ein weißer männlicher Autor müsste mit einem Shitstorm rechnen) oder der Artikel einfach totgeschwiegen wird.

So unterschiedlich einige Positionen im Netzfeminismus auch verhandelt werden, fällt auf, dass keine Seite auch innerhalb des feministischen Lagers bereit ist, die eigene Position auch nur ein Stück weit zur Disposition zu stellen. Auch kritische Kommentare werden bei den Störenfridas – wie bei anderen feministischen Blogs auch – gar nicht erst freigeschaltet:

„Ich habe deinen Kommentar exemplarisch freigeschaltet. Es ist der letzte dieser Art, der hier das Licht der Welt erblickt. Frauen haben, das wurde bereits brillant analysiert erklärt, nicht die strukturelle Macht, Trans-Frauen zu diskriminieren.“

 

 


7 Kommentare on “Feminismus und Trans-Frauen bei den Störenfridas”

  1. Bombe 20 sagt:

    Naja, daß es TERFs gibt, ist ja nun nichts Neues. Aber dieser… Phallozentrismus (oder ist es Phallophobie?) ist schon faszinierend: „Ja gut, männliche Sozialisierung und so… Aber wenn der Schwanz ab ist, ist es okay.“

    Kann man zu so einer Einstellung kommen, ohne irgendwann Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein?

    B20

  2. Sehr schöner Artikel. 🙂

  3. „Ich bin gespannt, wie der restliche Netzfeminismus mit dieser Position umgeht. Ob es Gegenreaktionen gibt (ein weißer männlicher Autor müsste mit einem Shitstorm rechnen) oder der Artikel einfach totgeschwiegen wird.“

    Man muss natürlich berücksichtigen, dass die Störenfriedas keine wirklichen intersektionalen Feministen sind und eher einen „Schwarzer Feminismus“ vertreten. Für sie ist es demnach noch der „alte“ Geschlechterkampf, also Männer gegen Frauen, die im intersektionalen Feminismus dazukommenden Kategorien wie „Trans vs CIS“ spielen für sie keine Rolle.

    Und auch die (De)Konstruktion der Geschlechter kommt erst über Butler in den Feminismus, der bei einem Schwarzer Feminismus keine Rolle spielt. Da ist es eher Beauvoir. Und die hat den Körper eben nicht dekonstruieren wollen

  4. Matze sagt:

    „Frauen haben, das wurde bereits brillant analysiert erklärt, nicht die strukturelle Macht, Trans-Frauen zu diskriminieren.“

    Außer sie wählen eine Partei die Trans-Frauen diskriminieren will, denn Frauen bilden die Mehrheit der Wahlberechtigten, das sind FAKTEN!

    Würden wir im Star Wars Universium leben und die Gestörfriedas wären machtsensitiv, die würden nach einem Tag im Jedi-Tempel und intensiverer Machtbenutzung so aussehen:

  5. uepsi sagt:

    Bitte guck mal in den Spam-Ordner, ob da ein Kommentar von mir hängen geblieben ist.

  6. Gereon sagt:

    Anscheinend haben die noch nicht begriffen, dass die Mittel, mit denen sie Macht, Pfründe , Einfluß und Deutungshoheit für sich durchsetzen wollen, auch gegen sie verwendet werden können, eben weil die Mittel Genderismus und feministisches Dogma extrem angreifbar und keinerlei Verbindung zu real greifbarem haben. Ich würde zur Heilung überall die hochgelobten Unisextoiletten einführen, besonders auf Bahnhöfen und U-Bahnen, und wenn sie das nach 3 Tagen wieder abschaffen wollen würde ich das von der Abschaffung der Genderlehrstühle abhängig machen, als angewandte Konsequenz. Weil die Doktrin generell nicht stimmt, wenn sie in einem Teilbereich widerlegt ist. Und wenn die Damen das willig selbst widerlegen, dann bitte sehr. Immer gerne. Aber bis ins Allerletzte. .

  7. Anna Blume sagt:

    Ich frage mich, seit wann sich Frauen dafür rechtfertigen müssen, keine Männer aufs Klo zu lassen? Die Autorin bei Störenfriedas bezog sich ausschließlich auf Transfrauen, die sich _nicht_ umoperieren (lassen haben). Es ist doch wohl klar, dass wenn Frauenräumlichkeiten auch rein gefühlten, aber nicht umoperierten Transfrauen Zutritt erlauben, dann auch zahlreiche Männer darunter sein werden, die das nutzen werden, um sexuelle Gewalt an Frauen auszuleben. Seit wann ist die sexuelle und körperliche Unversehrtheit von Frauen nicht mehr von Belang? Seit wann sind die vermeintlichen Bedürfnisse nicht-operierter Transfrauen wichtiger?

    Diese Kampagne wird unweigerlich zu sexueller Belästigung und Gewalt an Frauen in Frauenräumlichkeiten führen und die Trans-Anliegen diskreditieren, weil das ausgenutzt werden wird!
    s. hier: https://autogynephiliatruth.wordpress.com/2015/11/04/the-threat-to-women-and-girls-presented-by-transgender-bathroom-bills/

    Wer eigene Spaces haben will, muss sich _eigene_ erkämpfen und nicht einfach die von Frauen reklamieren! Wieso geht es eigentlich immer nur um Transfrauen und nie Transmänner? Ach ja richtig, da ist gewissermaßen „nichts zu holen“ für Sexualstraftäter unter dem Deckmantel von Transgender. Die wollen nur dahin, wo Frauen und Mädchen ohnehin schon sind.
    Unfassbar, diese Betriebsblindheit.


Hinterlasse einen Kommentar